Cia KleffmannVor drei Jahren gründete Cia Kleffmann Kidstudio in München. Mit ihrem speziellen Konzept hat sie sich eine Marktnische erschlossen. (Foto: ©SIXROOMS)
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„Entscheidend ist das Konzept“
Auch im digitalen Zeitalter gibt es Branchen, in denen persönliche Kontakte weit mehr wiegen als zahlreiche Follower und eine hohe Reichweite. In einer solchen Branche bewegt sich die Münchnerin Cia Kleffmann mit Kidstudio – einem Institut, das neben Kosmetikbehandlungen weitere Dienstleistungen anbietet wie Friseur, Maniküre, Pediküre sowie Körperbehandlungen bis hin zu apparativer, dauerhafter Haarentfernung und Fettreduzierung. Wie sie zu ihrem ganz speziellen Geschäftskonzept kam und welche Herausforderungen die Vermarktung mit sich bringt, darüber habe ich mit Cia Kleffmann gesprochen.
Um eine Marktnische zu entdecken, gibt es vor allem zwei Möglichkeiten: Die systematische Marktanalyse oder – was nach meiner Erfahrung deutlich häufiger vorkommt – das individuell wahrgenommene Fehlen an passenden Produkt- oder Dienstleistungsangeboten. Auf Cia Kleffmann jedenfalls trifft das zu: Denn als Inhaberin einer gutgehenden Werbeagentur bestand für sie keine wirtschaftliche Notwendigkeit, noch ein weiteres Unternehmen zu gründen. Notwendig war und ist für sie etwas ganz anderes – nämlich ein stets gepflegtes Erscheinungsbild. „Genau darin lag mein Problem“, sagt die inzwischen dreifache Mutter. „Alle Termine – angefangen von Friseur und Kosmetik bis hin zur Maniküre – wahrzunehmen, bedeutete für mich einen immensen Zeitaufwand. Ich wünschte mir ein Studio, das alle Dienstleistungen gleichzeitig anbietet und bei dem die Behandlungen, wann immer möglich, parallel erfolgen. Und dies alles in diskreter Atmosphäre in einem separaten Behandlungsraum. Doch solch einen Anbieter habe ich in ganz München nicht gefunden.“ Zwar gebe es viele Friseure, die auch Kosmetikbehandlungen anbieten: „Doch auch da finden die Anwendungen nacheinander und nicht gleichzeitig statt.“
Eigene Lösung Aus diesem Problem heraus entwickelte sie ihr eigenes Konzept: Ein Studio, bei dem in privater und diskreter Atmosphäre immer nur eine Kundin behandelt wird – und alle Behandlungen so effizient wie möglich aufeinander abgestimmt werden, sodass eine maximale Zeitersparnis gewonnen wird. „Auch Arbeiten ist bei uns während der Behandlungen möglich, viele Kundinnen bringen ihr Laptop mit und führen zwischendurch geschäftliche Telefonate. Wer Stille und Ruhe zum Arbeiten braucht, der findet sie bei uns. Smalltalk wird niemandem aufgedrängt – es sei denn, jemand möchte das.“ Für eine optimale Koordination werden alle Behandlungs- und Sonderwünsche bereits im Vorfeld abgefragt. Persönliche Kontakte und Empfehlungen Gegründet hat Cia Kleffmann Kidstudio vor drei Jahren. In dieser Zeit hat sie immer wieder die Erfahrung gemacht, dass persönliche Kontakte und Empfehlungen am besten funktionieren, um neue Kundinnen zu gewinnen. „Die Zielgruppe sind ganz klar berufstätige, stark eingespannte Frauen, viele sind wie ich Mütter – wobei auch ältere Damen und Hausfrauen zu uns kommen, weil sie die private und diskrete Atmosphäre schätzen. Zu uns gehen Kundinnen nicht wegen ‚ihrer‘ Kosmetikerin oder Friseuse – entscheidend ist das Konzept. Deshalb steht es auch im Fokus meiner Kommunikation.“ Dabei nützen Cia Kleffmann ihre vielen Kontakte zu Entscheidungsträgerinnen, die sie unter anderem über ihre Werbeagentur aufgebaut hat: „Einflussreiche Menschen in Führungspositionen, die selbst viele potenzielle Kundinnen kennen, sind für mich die besten Empfehlungsgeber“, sagt sie. „Das wirkt weit mehr als lokale Werbemaßnahmen, die ich natürlich auch nutze, schon allein, weil ich sie durch meine Werbeagentur gut realisieren kann.“ Auf das Design und die private Atmosphäre in ihrem Studio legt Cia Kleffmann besonderen Wert. (Fotos: ©SIXROOMS)
Lokal statt Streuverluste
Gleiches gelte für das Internet und Social Media, wobei für Cia Kleffmann Instagram der Kanal ist, den sie am häufigsten nutzt. „Leads lassen sich darüber aus meiner Erfahrung aber nicht gewinnen.“ Unter anderem steht sie vor der Herausforderung, passende Keywords und damit SEO-taugliche Texte zu platzieren. „Der Beautybereich und damit die Keywords sind anders belegt“, so die Unternehmerin. „Bei meinem Business geht es ja vor allem darum, das Konzept zu vermitteln und bekannter zu machen. Ich weiß, dass es noch viel mehr potenzielle Kundinnen gibt, die Bedarf an einem solchen Dienstleistungskonzept haben, doch sie wissen nicht, dass es diese Problemlösung gibt. Entsprechend suchen sie nicht danach. Wenn jemand ‚München + Kosmetik‘ oder ‚München + Friseur‘ eingibt, bekommt er die klassischen Treffer.“ Was dagegen sehr gut funktioniere, sei klassische Pressearbeit, die sie kontinuierlich nutzt. Der Name „Kidstudio“ scheint zunächst sehr ungewöhnlich: „Er steht für Kosmetik Institut und Derma Studio“, erklärt Cia Kleffmann. Durch den Zusatz „Private Hairstyle and Beauty“ beugt sie möglichen Missverständnissen vor, die durch das Akronym entstehen könnten. „Er ist natürlich nicht suchmaschinentauglich, fällt aber auf und bleibt im Gedächtnis“, so die Unternehmerin. Das nütze ihr, da sie ihr Business lokal betreibt, sehr viel mehr als eine hohe Online-Reichweite über Social Media: „Für mich hat es keinen Nutzen, möglichst viele Fans aus dem In- und Ausland zu gewinnen, weil ich sie ja nicht als Kunden für mein Münchner Studio gewinnen kann – und auch gar nicht die erforderlichen Kapazitäten dafür hätte.“ Für ein mögliches Online-Geschäft hat sie allerdings noch etwas in petto: eine eigene Kosmetiklinie, die nach ihren Vorgaben entwickelt wurde. „Über den Produktverkauf kann ich mir auch online eine Cross-Selling-Möglichkeit schaffen und so auch Kundinnen außerhalb Münchens gewinnen.“ Gespür für Trends Obwohl Cia Kleffmann überwiegend strategisch agiert, hat sie, wie sie sagt, inzwischen ein gutes Gespür für Beautytrends und das, was sich ihre Kundinnen wünschen. „Gerade im Bereich Apparatekosmetik sind für mich Beautymessen interessante Inspirationsquellen.“ Selbst auszustellen ist für sie aufgrund der hohen Streuverluste keine Option: „Solange ich rein lokal vertreten bin, macht das keinen Sinn.“ Was ihr allerdings vorschwebt, ist die Expansion in andere Städte – zum Beispiel in Form eines Franchisesystems. „Wenn ich geeignete Partner finde, die mein Konzept überzeugt, kann ich mir gut vorstellen, es auch auf andere Städte auszuweiten.“ www.kidstudio.de
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